Interview mit Thomas „Tömu“ Muster

Interview mit Thomas „Tömu“ Muster

12. November 2023 Aus Von Majo

von Martina Jochum

Bei einem gemütlichen Grillnachmittag im August hatte ich die Gelegenheit, mich mit Tömu über seine Steckenpferde Goldwaschen, Mineralien und Slotcars zu unterhalten. Der gebürtige Ostermundiger ist Vater von zwei erwachsenen Söhnen lebt mit seiner Frau Esther seit rund 30 Jahren im bernischen Uttigen.

Thomas, abgesehen vom Goldwaschen investierst du auch viel Zeit in deine anderen Hobbies, wie zum Beispiel Slotcars. Ich sehe in deiner Wohnung einige interessante Modelle rumstehen. Erzähl mir doch etwas darüber.

Ich und Esther sind beide im Verein Slot Racing Club Ostermundigen, Esther ist Kassierin und ich betreue mit anderen zusammen das Clublokal und organisiere Anlässe. Die Slotcars baue ich aus Baukits zusammen und bemale sie. Wir veranstalten regelmässig Wettrennen und das Clublokal kann man für Firmenanlässe etc. buchen.

Ein weiteres Steckenpferd von dir sind Mineralien und Fossilien. Du hast mir da soeben etwas Braunes, Hartes in einer häufchen-artigen Form in die Hand gedrückt. Ist es das, was ich denke?

(grinst) ja, es ist ein versteinerter Dinosaurierkot. Interessantes Stück, nicht? Ich besuche regelmässig Mineralien- und Fossilienbörsen und kaufe interessante Objekte. Besonders interessant finde ich Meteoriten, wie zum Beispiel der Twannberg-Meteorit. Das ist der grösste Meteorit, der in der Schweiz gefunden wurde. Das erste Stück tauchte in den 80iger Jahren auf und es werden immer mehr Bruchstücke gefunden. Heute kennt man ca. 600 Fragmente mit einem Gesamtgewicht von 72 Kg. Der Eisenmeteorit schlug vor ca. 160 tausend Jahren ein und hinterliess ein Streufeld von über 5 km. Ich habe hier eines von den 600 Fundstücken.

Kommen wir zu deinem Haupthobby: Du warst diesen Sommer an der europäischen Meisterschaft in Finnland dabei und hast dir einen Namen als Wettkampfwäscher gemacht. In dieser Kartonschachtel hier hast du eine beeindruckende Anzahl von gewonnen Medaillen von regionalen, nationalen und internationalen Wettkämpfen. Warst du schon immer eher ein Wettkampfwäscher als ein Bachwäscher?

Am Anfang war ich eher Bachwäscher. Angefangen hat alles, als 2004 mein Kollege Walter Güdel mir eines Morgens auf dem Weg zur Arbeit vorschlug, mit ihm zusammen an der nahen Rotache Gold zu waschen. Nach 6 Wochen fand ich bereits mein erstes Goldnugget, das sogenannte Naseböggu, welches auch im Heft «Faszination Schweizer Gold» abgebildet ist. In den Jahren nach 2004 war ich sehr intensiv unterwegs, praktisch jedes Wochenende, vielmals auch zusammen mit der ganzen Familie, meistens an den Flüssen des Napfgebiets und Emmental. Meine Frau Esther wäscht eher mit der Pfanne. Meine beiden Söhne praktizierten das Hobby ebenfalls viele Jahre lang, der eine Sohn Matthias war sogar zweifacher Schweizermeister. Heute bin ich etwas ruhiger geworden und eher ein Wettkampfwäscher.

Du hast hier eine interessante Sammlung an Beifunden. Kannst du dazu etwas erzählen?

Der skurrilste Beifund fand ich an der Aare: dieses Gebiss hier, das lachte mich auf der Schaufel an. Leider fehlen die vorderen Schneidezähne. Ich frage mich, wie die Person das Gebiss verlieren konnte.

Dann habe ich hier noch eine Kopfweh-Tablettendose von einer in den 80iger Jahren bekannte Marke. Keine Ahnung, ob da noch Tabletten drin sind.

Das Besteck (Messer, Gabel und Löffel) fand ich alles am gleichen Tag. Ab und zu findet man auch solche Münzen hier. Das 20-Rappen-Stück ist aus dem Jahre 1850, ist aber total abgeschliffen und daher hat es wohl keinen numerischen Wert mehr.

Du hast an unzähligen Wettkämpfen teilgenommen und warst meistens unter den ersten Rängen. Kannst du dich an deinen ersten Wettkampf erinnern?

Ja klar, 2004 als ich mit dem Goldwaschen anfing, nahm ich zum ersten Mal an einem Goldwaschwettkampf teil, das war der dritte Fulehung-Cup, und ging als Letzter raus. Das hielt mich aber nicht davon ab, in den folgenden Jahren immer wieder an Wettkämpfen teilzunehmen.

Was fasziniert dich am Wettkampfwaschen?

Durch das Wettkampfwaschen bekommst du auch die Gelegenheit, im Ausland Gold zu waschen und neue Kulturen kennenzulernen. Du schliesst internationale Bekanntschaften und manchmal sogar jahrelange Freundschaften.

Was war dein eindrücklichster Wettkampf?

Meine erste Weltmeisterschaft in Dowson City im Jahr 2007. Ich belegte den 13. Rang und hatte keinen einzigen Flitter verloren. Ich war bereits einen Monat vorher dort und habe eine Woche intensiv geübt, um die Beschaffenheit des Sandes kennenzulernen. Einmalig war, dass 6 Schweizer von 30 Teilnehmer in Final kamen. Das gab es vorher und nachher nie mehr. Interessanterweise war kein einziger Amerikaner oder Kanadier im Final.  Gewonnen haben aber die Finnen. Die Finnen mit ihren traditionellen Pfannen sind generell sehr starke Wettkampfgoldwascher.

Du bist Prüfer und Prototypbauer bei einer Firma, die Silizium-Sägen herstellt und bist mit deiner Frau noch stark im Slotcar-Verein und bei den Mineralien-und Fossilienfreunde engagiert. Was sagen deine Freunde und Bekannten zu deinem Goldwasch-Hobby?

Meine Kollegen sind mehrheitlich positiv eingestellt, einige belächeln mein Hobby eher. Sie meinen, zu viel Anstrengung und Aufwand und zu wenig Ertrag. Das mag sein, aber der schönste Aspekt des Goldwaschens für mich ist der Weg dazu, die Spannung, was in der nächsten Schaufel drin ist. Ich finde immer etwas, manchmal weniger, manchmal mehr. Und manchmal hat man sogar ein super Tag. Wie zum Beispiel damals, als ich mit Walter Güdel an der Fontanne zufälligerweise bei einer vom Hochwasser halb abgetragenen Kiesbank eine Gletschermühle in Form eines Elefantenfusses entdeckte. Ich habe diese mit der Handpumpe gesäubert und den Sand durch die Schleusse gelassen. Die Schleuse war gelb danach, 1.6 Gramm in 2 Stunden, was für ein Tag!

Wie siehst du das Goldwaschen heute?

Heute sind gewisse Bäche leider überlaufen. Die Jungen organisieren sich via Facebook und Twitter. Ich finde es cool, wenn so viele Leute in den letzten Jahren das Hobby entdeckt haben, solange der Ehrenkodex eingehalten wird. Probleme mit Goldwäscher gab es auch schon in der Vergangenheit. Angefangen hat es in Neuenburg, worauf ein komplettes Goldwaschverbot ausgesprochen wurde, dann in Disentis oder an der Goldache im Kanton St. Gallen. Da hat der damalige SGV- Präsident Christoph Kipfer interveniert und die Sache konnte geregelt werden. In Disentis haben sie ganze Findlinge ausgegraben und mit Brecheisen etc. umgestossen und noch auf der eigenen Website plagiert. Als sie darauf angesprochen wurden, hiess es, es sei nur für Demozwecke veröffentlicht worden. So etwas geht gar nicht.

Ja, das Thema wird wohl in Zukunft immer mehr an Aktualität gewinnen. Hier ist auch die SGV gefordert. Was wünscht du dir für die SGV in Zukunft? Was kann sie besser oder anders machen?

Viele Goldwäscher und Vereinsmitglieder sind einfach nur froh, dass es mit dem Verein weiter geht und ihr macht es gut. Macht einfach weiter so. Ihr müsst nichts Grosses machen, ein paar Goldwaschanlässe, vielleicht eine Exkursion oder einen Vortrag wäre spannend. Mehr braucht es nicht.