Das vergessene Kupfernugget

Das vergessene Kupfernugget

4. Dezember 2023 Aus Von Majo

von Roland Brunner

Kennt ihr das auch? Alzheimer light! Wo habe ich doch schon wieder den Magneten für das Abziehen des Black Sands Ende letzter Saison hingelegt, oder die Handpumpe für die mir ein Ersatzteil fehlte… aber ein Nugget zu vergessen, das ist schon etwas anderes. Passierte aber wirklich. Wenn die Geschichte nun anfängt wie ein Märchen, lasst euch nicht täuschen. So denn: Es war einmal ein Pilot namens Mike, der flog mit der alten Douglas DC4 Versorgungstransporte zu den entlegenen Indianersiedlungen im nördlichen Alaska. Leute, warum eine alte DC4 und nicht eine neue Hercules? Logo: Es ist alles eine Preisfrage. Und die alten DC 4 mit ihren einfachen Sternmotoren fliegen und fliegen und landen auch auf kurzen holprigen Pisten. Genau wie die alten „Beaver“, gebaut von 1947-1967, bei denen man glaubt sie bleiben am Himmel stehen, wenn man sie in Alaska mit ihren grossen Schwimmern über den Himmel ziehen hört und dann auch mal sieht.

Eben dieser Pilot, der Mike, er sitzt hier neben mir und ich halte das Kupfernugget in der Hand. Von ihm und seinem Kupfernugget handelt die Geschichte.

Getroffen habe ich ihn am 24. Juni 2007, lang ist’s her. Ich war damals auf Lachsfang in Alaska und traf einen John Trautner am Fluss. Wir fingen Anfang August noch keine Silberlachse und hatten so Zeit zum Schwatzen. Er ist eigentlich nicht in erster Linie Fischer, sondern professioneller Goldsucher auf der Kenai Halbinsel. Ich suche Gold, er findet Gold, und viel, Leute, echt viel. Dummerweise ist da alles Privatland, und die Amerikaner haben lockere Waffengesetze. Nur so für den Fall, dass nach dem Bericht einer der geneigten Leser die gute Idee hat, mal mit der Pfanne und der Schaufel wild in den Flüssen da rumzubuddeln. Ich und meine Frau durften dann auf seinen Claim und fanden drei Gramm Goldflitter in brüchigem Schiefer innert weniger Stunden. Nur mit Schaufel und Pfanne. Und nach Abseilen in eine Schlucht….! Es hat also Gold da! Der gute John war auch mal nicht zuhause als wir vorbeikamen weil er eben schnell ein Flugzeug kaufen ging in Anchorage… andere kaufen schnell mal ein Paket Zigaretten!

Zurück zum vergessenen Nugget. Der Mike flog also im Spätherbst 2007 eben noch vor dem ersten Schnee einen Versorgungsflug auf ein kurzes Flugfeld nördlich Nome zu einer Indianersiedlung am Rande der Tundra. Bis der Flieger ausgeladen war hatte er Zeit und ging jagen mit einem 4Wheeler, diesen Mini – Grossradjeeps die überall durchkommen. Er sieht in der Ferne eine Herde Karibus, legt sich in einen trockenen Bachlauf auf die Lauer und wartet bis die Tiere langsam näher kommen. Das dauert und er hat Zeit ein wenig im Bachbett rumzuschauen, da wo er auf der Lauer lag. Und da lag es dann, gleich nebenan. Eben dieser kupfrig glänzende polierte Stein, erstaunlich schwer war das Teil. Er nimmt es in die Hand, schätzt das Gewicht auf etwa 25 Unzen, die Karibus kommen näher. Er denkt es könnte etwas mit Kupfer sein, einem Metall jedenfalls, und steckt es in die Jägerjacke. Unterdessen sind die Karibus in Schussdistanz. Poing! Er erlegt einen zarten Yearling, also ein einjähriges Weibchen. Das Tier wird aufgebrochen, die Innereien raus und dann aufladen und weg mit dem 4Wheeler bevor etwa ein hungriger Grizzli auftauchen kann. So vor dem Winterschlaf der Bärchen ist das eine gute Idee. Die Viehcher sehen zwar schlecht, sagte man mir, aber sie riechen dafür umso besser und hören auch sehr gut. Eine Schuss z.B. und dann gibt’s da meist was zu beissen!

Der langen Rede kurzer Sinn: Der Mike steckt also das Nugget in eine der vielen Taschen in der Jägerjacke, fährt zurück zum Flugfeld, die DC4 ist unterdessen ausgeräumt und dem mehrstündigen Rückflug nach Anchorage steht nichts mehr im Weg. Zuhause geht’s heim mit dem Karibu, das wird aufgehängt zum Abhängen und die Jacke und das Gewehr wandert in die grosse Garage. Der Winter kommt, und dann auch wieder mal der Frühling und die lange erwarteten Versorgungsflüge zu den abgelegenen Dörfern starten wieder. Und dann ist da die Jägerjacke unerwartet schwer. Ach ja, da war doch diese Kupferding. Der Mike nimmt also den Stein raus und geht zu Jäger- und Fischerfreund John Trautner um den als Goldsucher zu fragen, ob der Fund vielleicht was Wertvolles sei. Nun denn, der John staunte nicht schlecht. Das war kein Kupfer-, sondern ein Goldnugget! Gold, nicht Kupfer, aber eben nicht so rein wie unser schönes Napfgold mit rund 97% reinem Goldgehalt und der Rest Silber. Gewicht des «Kupfernuggets»: 38 US – Unzen, so rund 1080 Gramm. Wert, nun ja, so um die 50’000 Franken wohl schon, konservativ gerechnet für ein Sammler – Nugget dieser Grösse. Das war 2007. 482 Dollar war damals der Goldpreis. Heute am 13.8.2023, als ich das schreibe: 1690 Euro oder 1854 U$ die Goldunze.

Wo solche Brocken einfach an der Oberfläche im Bachbett liegen dürfte unter der Oberfläche wohl noch das eine oder andere Stück zu finden sein und sich so die Anschaffung eines guten Detektors schnell rentieren. Ich fragte den John, wo denn dieses Flugfeld genau sei. Die Antwort war eher wage, na ja, im Norden da oben eben…. Der Norden da oben ist recht weitläufig in Alaska.

Das war 2007. Nun im Sommer 2023 war ich wieder in Alaska zum Fischen im Sommer. Es muss ja nicht immer die Goldsuche sein, Alaska hat auch andere Reize, einfach eher wenige Badestrände! Ich habe versucht mit John in Kontakt zu treten und mich nach dem Mike und seinem Goldfluss zu erkundigen. Was hättet ihr denn gemacht nach so einem Fund? Ich kann euch nur versichern, ich hätte den ganzen Winter lang unter Schlafstörungen gelitten um so rasch wie möglich in dem Bachbett ein wenig mit einem Detektor rumzusuchen. Ich hätte wohl vor lauter Aufregung kaum die Empfindlichkeit richtig einstellen können. Leider kam ich nach dem  Covidunterbruch zu spät. John ist letzten September verstorben. Dummerweise gelang es mir nicht den Kupfernugget Mike aufzuspüren. Von Johns Gattin hörte ich, dass es Mike nicht im Geringsten eilte im dem Fluss da nach weiteren Nuggets zu suchen und sie leider auch nicht mehr wisse.

Also denn, liebe Goldsucherfreunde, wenn es schon immer schwieriger wird in der Schweiz nach Gold zu suchen weil immer mehr Gemeinden die Suche verbieten – siehe Rheinwald, wie wär’s mit einem Flug in den Norden Alaskas? Dumm einfach, da oben eben, da im Norden…. ist leider leider eine etwas ungenaue Ortsangabe. Aber es gibt sie noch, die alten märchenhaften Goldfunde. Es gehört nur etwas Glück dazu!

Roland Brunner