Interview mit Peter Pfander

Interview mit Peter Pfander

7. Januar 2024 Aus Von Majo

Schwanden bei Schüpfen ist ein wunderschöner kleiner Weiler mit malerischen Berner Bauernhäusern und urchigen Stöckli. In einem dieser Stöckli lebt Peter Pfander mit seiner Frau Renate.

Er empfängt uns an diesem trübnassen Dezembertag zu einem interessanten Gespräch über seine lange Goldwäschertätigkeit und seine anderen grossen Passionen.

Peter, du bist wahrscheinlich das meistbekannte Vereinsmitglied. Erster Vereinspräsident, Gründungsmitglied, Ehrenpräsident und Mitherausgeber des Buches «Gold in der Schweiz». Zudem blickst du auf eine beinahe historisch lange Goldwäscherkarriere zurück. Was aber die wenigsten wissen, du bist gelernter Chemiegraph. Erklär uns doch einmal, was genau das ist?
 

Ein Chemiegraph ist ein Klischeemacher. Heute kennt man das Wort Klischee in einem anderen Zusammenhang. Früher war das jemand, der anhand der entwickelten Foto-Filme die Fotos gerastert mit Säure auf eine präparierte Zinkplatte ätzte. Der Chemiegraph ätzte aus ihnen die nicht zu druckenden Teile heraus. Das Endprodukt nannte man «Klischee», das als Druckstock im Hochdruckverfahren verwendet wurde.
 
War das nicht gefährlich mit Säure herumzuhantieren?
 
Ja sicher doch. Ich hatte öfters die ganzen Unterarme verätzt, aber man gewöhnte sich daran. Der Beruf ist aber seit 1998 offiziell ausgestorben.
 
Mein Hauptberuf war jedoch die Bauernmalerei. Leider inzwischen auch ein ausgestorbener Beruf. Heute interessiert sich niemand mehr für eine schöne Truhe oder Schrank mit Bauernmalerei. Da kriegt man im Internet keine 50 Franken mehr.

Konnte man den Beruf der Bauernmalerei offiziell lernen oder hast du dir das selbst beigebracht?

In meiner Jugendzeit gab es in Bern eine Stabstelle für bäuerliche Kultur. Ich lernte von Christian Rubi, dem Leiter dieser Stabstelle, die Bauernmalerei. Dabei kam es mir zugute, dass ich für den Beruf des Chemiegraphen die Kunstgewerbeschule absolvieren musste. Wir haben antike Möbel restauriert auch alte Bauernhäuser kunstvoll bemalt, zum Teil mit Ornamenten oder mit gottesfürchtigen Sprüchen.

Peter zeigt uns ein ganzes Fotoalbum voll wunderschön bemalter Schränke und Truhen in grün, blau braun und rot.

Es tut schon ein bisschen weh, dass dieses alte Kunsthandwerk heute praktisch ausstirbt, weil keine Nachfrage mehr besteht. Ich male heute noch als Hobby. Aber ich will euch jetzt noch mein anderes grosses Hobby zeigen, das befindet sich im oberen Stock.

Im oberen Stockwerk befinden sich mehrere Wandschränke, alle bis unter die Decke voller Briefmarken-Alben. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Ich habe hier eine thematische Briefmarkensammlung. Also alles Briefmarken aus aller Welt, die das Thema Gold oder Goldbergbau haben. Da gibt es einige sehr alte Exemplare wie diese hier von der indischen Ooregum Gold Mining Company in England oder auch einige Kuriositäten wie der goldwaschende Dagobert Duck aus Sierra Leone.

Das müssen abertausende Briefmarken sein, die du hier hast. Wie lange frönst du diesem Hobby schon?

Seit ich sieben Jahre alt bin, seit 1944. Also praktisch schon mein ganzes Leben lang.
 
Malen, Briefmarken sammeln und Goldwaschen sind also deine grossen Steckenpferde. Wann bist du zum Goldwaschen gekommen?
 
Mein Onkel war ein kanadischer Holzfäller, wie er im Bilderbuch steht. Er besass in kanadischen Alberta ein kleines Holzhaus, in einem kleinen Nest mit vielleicht 10 Häusern, und sonst nur Natur und Wälder, soweit das das Auge reichte. Mein Vater wollte ihn unbedingt besuchen und fragte mich, ob ich mit ihm käme, da ich im Gegensatz zu ihm einige Brocken Englisch sprach. Gesagt, getan. Im Sommer 1979 bestiegen meine Frau und ich, mein Vater, mein Bruder und die Schwägerin das Flugzeug und machten uns auf nach Alberta. Nach dem Besuch bei meinem Onkel tourten wir noch einige Zeit in British Columbia herum, besuchten den Banff und Jasper Nationalpark und landeten schliesslich in Barkerville, einer ehemaligen Goldgräberstadt, welche für die Touristen restauriert wurde. Dort besorgte ich mir kurzerhand eine Goldwaschpfanne und ein kleines Büchlein mit einer Anleitung zum Goldwaschen und fand auch tatsächlich in einem nahen Bach einige Goldflitter. Das war meine allererste Erfahrung mit Goldwaschen und ist seither meine grosse Passion geworden. Zurück in der Schweiz erweiterte ich mein Können in den Bächen rund um den Napf und war auch regelmässig wieder am Yukon zum Goldwaschen und Kanufahren.
 
Du bist den Yukon runtergepaddelt?
 
Ja, ich war etwa 10-mal am Yukon, davon 4-mal den ganzen Fluss im offenen Kanu hinunter, 800 Kilometer von der Quelle bis nach Dawson City.
 
Wahnsinn! Hast du auch die berüchtigten 5-Finger-Rapids mit dem Kanu bewältigt? Die sind ja echt gefährlich.
 
Ja, man muss bei diesen Stromschnellen natürlich wissen, wo man durchpaddelt. Beim ersten Finger rechts durch, da passiert dir nichts, aber ja nicht durch die Mitte. Ein paar Tschechen hatten es ein Jahr vor mir ausprobiert, die hatte man nie mehr gefunden.
 
Hattest du keine Angst?
 
Beim ersten Mal war es mir schon etwas mulmig zumute (lacht)
 

 
Wie sieht es mit deinen Goldfunden am Yukon aus?
 
Peter zeigt ein wunderschönes Goldnugget, welches an einer Kette um seinen Hals hängt, etwas grösser als ein Daumennagel.
 
An der WM 1985 traf ich den Vater von David Millar, der in der DMAX-Serie «Goldrausch in Alaska» zu sehen ist. Millar Senior lud mich ein, auf seinem Claim nach Gold zu suchen. Er besass einen grösseren Claim am Yukon und hatte ein paar Tage zuvor die ganze Erde bis auf den Bedrock weggebaggert. Auf sein Geheiss hin stocherte ich in den Felsspalten herum und fand schönes Gold, wovon dieses Nugget der spektakulärste Fund war.
 
In deinem Haus gibt es eine Schatztruhe, nämlich ein ganzes Zimmer voller spannender Sachen rund ums Thema Gold. Da sind zum einen eine riesige Büchersammlung, unzählige Pokale, Medaillen, einen Metalldetektor, antike Kuriositäten, Haifischzähne, Plakate, Karten und Vitrinen mit Goldproben aus aller Welt.

Das kommt davon, dass ich nichts wegwerfen kann. Hier oben habe ich Kleber von jeder Weltmeisterschaft seit 1985 bis 2018. Ich habe an jeder einzelnen teilgenommen und ein jeweils eine Plakette oder Kleber als Souvenir nach Hause gebracht.

 
Deine Goldprobensammlung aus den Flüssen der Schweiz ist unglaublich. Du hast sogar Proben von der Suhre. Es gibt wohl kaum einen Fluss, in dem du noch nicht Gold gewaschen hast?
 
Es gibt praktisch in jedem Gewässer der Schweiz Gold, und auch hier in der Gegend, sogar in diesem kleinen Bächlein, welches durch Schwanden fliesst. Der ganze Frienisberg hat Gold. Hier floss zu Urzeiten der Rhone- und der Aaregletscher zusammen und lagerte das goldhaltige Gestein hier ab.
 
Was ist dein Lieblingsstück in diesem Zimmer?
 
Das ist zum einen dieser Nagel aus Österreich, auf diesem ist ein Goldflitter mit dem Rost zusammengebacken und hier habe ich einen Unterkiefer, den ich beim Goldwaschen am Yukon gefunden habe. Ich bin nicht sicher, von welchem Tier dieser Kiefer stammt, es könnte von einem Kamel sein.
 

 
Kannst du denjenigen, die noch nicht so lange im Verein sind, erzählen, wie es zur Schweizerischen Goldwäscher-Vereinsgründung kam?
 
Das war in den 1980iger Jahren, wir waren ein paar Goldwäscher, die an der Weltmeisterschaft teilnehmen wollten. Aber leider muss man in einem nationalen Verein sein, um teilnehmen zu können. Wir sassen ein paar Male zusammen, diskutierten hin und her. Mit dabei waren der damals 17-jährige Victor Jans, Walter Zemp, Ruedi Steiner Bruno Bieri, Toni Obertüfer, Roli Brunner, Duss Erwin und Isidor Dubach, der Wirt des Restaurants Reussfähre.
Am 14. Januar 1989 wurde im Restaurant Reussfähre in Luzern die SGV offiziell mit 34 Mitgliedern gegründet.
 
Und im Jahr 2024 können wir bereits das 35. Vereinsjahr feiern. Ihr Gründerväter habt einfach tolle Arbeit geleistet und es ist sicher euer grosses Engagement, dass der Verein nach 35 Jahren immer noch besteht. Herzlichen Dank!